In den vergangenen Jahren hat sich ein literarisches Sub-Genre herausgebildet: Romane und Graphic Novels über Architektur bzw. Architekt*innen.
In diesen Büchern ist oft mit großer Genauigkeit der Architektur-Bezug recherchiert und ziehen uns trotzdem in eine andere, fiktive Welt.
Deshalb bieten sie sich für all die Zeiten an, in denen wir Architektur-Liebhaber*innen zwar irgendwas mit Architektur lesen wollen, aber kein Bock auf das neuste Fachbuch, den x-ten Bildband oder die Sammlung von Musterhäusern haben. Zum Beispiel in den Sommerferien am See.
Graphic Novels über Architekt*innen
Eileen Gray. A house under the sun.
Erzählt die Geschichte der Architektin Eileen Gray und ihrer Villa E-1027, die von Le Corbusier zerstört wurde. Klick hier, um meine ausführlichen Buchbesprechung zu lesen.
Charlotte Perriand. Eine französische Architektin in Japan 1940-1942
„Im Juni 1940 verlässt Charlotte Perriand an Bord der Hakusan Maru Frankreich – sie wurde als Beraterin für Industriedesign ins Kaiserreich Japan eingeladen. Ein Jahrzehnt war sie die Assistentin des Baumeisters Le Corbusier, mit dem sie gemeinsam moderne Möbelklassiker entwarf. Das Eintauchen in die Kultur und Tradition Japans wird für sie zu einer Offenbarung, sie entwickelt eine einzigartige Vision von Innenarchitektur. Bis heute sind ihre Chaises longues, ihre Stühle aus Bambus genau wie der Ombre chair, ihr niedriger Hocker aus Holz, in Japan Klassiker geblieben. Charlotte Perriand, geboren 1903, war eine Avantgardistin eigenen Ranges: Architektin, Möbeldesignerin und Fotografin in einer Person.“
MIES - Mies van der Rohe: Ein visionärer Architekt
Über die Geschichte eines der wichtigsten Architekten der Moderne: Ludwig Mies van der Rohe. In der Graphic Novel schildert er seinem Enkel während eines Fluges zur Baustelle der Neuen Nationalgalerie in Berlin sein Leben – ein intensives Leben, ehrgeizig und erfolgreich, aber von zwei Weltkriegen überschattet.
Der Magnet
„Pierre, ein junger Pariser Architekturstudent, fühlt sich von Peter Zumthors Thermalbad in Vals so sehr angezogen, dass er sein Studium hinschmeisst, in die Schweiz fährt und sich auf die gefahrvolle Suche nach dem Geheimnis hinter den Mauern der Therme begibt.“
Romane mit Architekt*innen
Die Architektin
„West-Berlin in den frühen Siebzigerjahren. Inmitten der klammen, grauen, von Männern geprägten Stimmung der Zeit zieht eine Baulöwin ihre Kreise. Als glamouröse Person der High-Society nutzt sie ihre Verbindungen in die hohen Kreise der Politik, um gewaltige Bauvorhaben durchzuboxen. Doch dann kommt ihr Otto in die Quere, gerade neunzehn Jahre alt, Praktikant einer Vorort-Zeitung, der ein wenig blauäugig von seltsamen Vorkommnissen auf der Großbaustelle berichtet und damit ins Visier der Architektin gerät. Otto wird jede Hilfe brauchen, die er finden kann, um sich ihrem Bann zu entziehen.“
Wenn Martha tanzt
„Ein junger Mann reist nach New York, um das Notizbuch seiner Urgroßmutter Martha bei Sotheby’s versteigern zu lassen. Es enthält bislang unbekannte Skizzen und Zeichnungen von Feininger, Klee, Kandinsky und anderen Bauhaus-Künstlern. Martha wird 1900 als Tochter des Kapellmeisters eines kleinen Dorfes in Pommern geboren. Von dort geht sie ans Bauhaus in Weimar – ein gewagter Schritt. Walter Gropius wird auf sie aufmerksam, Martha entdeckt das Tanzen für sich und erringt so die Bewunderung und den Respekt der Bauhaus-Mitglieder. Bis die Nazis die Kunstschule schließen und Martha in ihre Heimat zurückkehrt. In ihrem Arm ein Kind und im Gepäck ein Notizbuch von immensem Wert – für sie persönlich und für die Nachwelt.“
Allee unserer Träume
„Berlin in den Nachkriegsjahren: Die Stadt liegt in Trümmern, doch die Lebenslust der Menschen erwacht. Die junge Architektin Ilse hat eine Vision. Sie will die Stadt wieder aufbauen und Wohnungen auch für die einfachen Arbeiter schaffen. Der Wettbewerb für den Bau der Arbeiterpaläste in der Karl-Marx-Allee in Ostberlin ist ihre große Chance. Als einzige Frau will sie sich gegen ihre männlichen Kollegen durchsetzen. Und ihre Pläne werden tatsächlich ausgewählt.“
Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus
– Roman der Architektin und Schriftstellerin Jana Revedin.
Sie erzählt die „Lebensgeschichte der Ise Frank, deren Name heute vergessen ist. Doch sie war weit mehr als die zweite Ehefrau von Walter Gropius und Sekretärin der berühmten Architektur- und Designschule. Als Journalistin und Autorin bestimmte sie den emanzipatorischen Kurs des Bauhauses entscheidend mit.“
Blaupause
Luise Schilling ist jung, wissbegierig und voller Zukunft. Am Weimaer Bauhaus studiert sie bei Professoren wie Gropius oder Kandinsky und wirft sich hinein in die Träume und Ideen ihrer Epoche. Zwischen Technik und Kunst, Populismus und Avantgarde, den Utopien einer ganzen Gesellschaft und individueller Liebe wird Luise deutlich, dass der Kampf um die große Freiheit vor dem eigenen Leben nie haltmacht.
Bodentiefe Fenster
„Sandra hat Angst, wie ihre Mutter zu werden. Nichts zu ändern, einfach nur vor sich hin zu leben. Dabei sollte Sandras Generation doch alles besser machen. Bewusst leben, die Umwelt schützen, die Welt verbessern. Doch Sandra ist müde: Die basisdemokratische Kommunikation in ihrem Mehrgenerationenhaus geht ins Leere, ihre Freundinnen wetteifern immer nur darum, welche den Kindern das beste Bioessen vorsetzt. So hat sie sich das mit der besseren Welt nicht vorgestellt. Klar und unerbittlich, witzig und ironisch zeichnet Anke Stelling ihr Portrait der Hoffnungen, Kämpfe und Widersprüchlichkeiten des modernen Mutterdaseins.“
Null Komma Irgendwas
– 2016 Bester Roman Rumäniens
„Cristina ist eine junge Frau von heute, auf der Suche nach Liebe und Anerkennung. Sie ist von einer engen rumänischen Kleinstadt in die Hauptstadt Bukarest gezogen. Nun kämpft sie als Assistentin einer Bau-Firma für EU-Großprojekte mit Rechnungsnummern, Kollegenwitzen und dominanter Chefin. An den Wochenenden sucht sie Ablenkungen auf kurzen Reisen und Festivals.“
Franziska Linkerhand
In „Franziska Linkerhand“ von Brigitte Reimann begleiten wir die junge und begabte Architektin Franziska bei ihrem beruflichen Werdegang in der DDR. Das Buch behandelt ihre Auseinandersetzung mit den Architektur-Idealen der damaligen Zeit, Ambitionen, Leidenschaften und Kämpfe im Spannungsfeld zwischen persönlicher Erfüllung und politischen Einschränkungen.
Billard um halb zehn
„Billard um halb zehn“ von Heinrich Böll ist ein Roman, der die Geschichte dreier Generationen einer deutschen Architektenfamilie erzählt. Das Buch beleuchtet die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen im 20. Jahrhundert und reflektiert dabei die Rolle von Kunst, Architektur und Ethik im Kontext des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit.
Ginster
„Ein »Drückeberger« als Held: Ginster ist 25, als der Erste Weltkrieg ausbricht, ein begabter Frankfurter Architekt. Der patriotischen Begeisterung seiner Zeitgenossen steht er skeptisch gegenüber, und so verwendet er einige Mühe darauf, sich immer wieder vom Kriegsdienst zurückstellen zu lassen – das Vaterland braucht seine Architekten schließlich nicht an der Front, sondern zu Hause, wo etwa Granatfabriken und Ehrenfriedhöfe für die gefallenen Soldaten zu planen sind.“
Die Architekten
1956 in Hamburg. Heym erzählt die „Geschichte des Stararchitekten Arnold Sundstrom, der seine ästhetischen Ideale längst verraten hat und baut, was die Partei will. Doch die berühmte Geheimrede, in der Chruschtschow mit den Verbrechen Stalins abrechnet, bringt auch Sundstroms Lebenslügen zum Vorschein.“