Interview mit Architektin Natalie: Sie spricht über ihren Berufsalltag, was sie grandios am Beruf Architekt*in findet & warum sie sich selbstständig machte. #wasmitarchitektur

Und was machst du so, Natalie?

Ohne Kommunikation und Organisation läuft nichts, sagt die selbstständige Architektin Natalie Röder. Ich habe mit ihr über ihren Berufsalltag und Berufseinstieg nach dem Architekturstudium gesprochen. Außerdem erzählt sie, warum sie sich selbstständig machte und was sie grandios an ihrem Beruf als Architektin findet.

Wenn du mehr über Natalie erfahren möchtest, empfehle ich dir ihren Instagram-Account, auf dem sie Einblicke in ihre Arbeit gibt.

Hast du mehr Fragen an Natalie? Schrieb sie uns doch hier in die Kommentare.

1. Hallo Natalie! Beschreibst du uns kurz, was du beruflich machst, wo und in welchem Bereich du arbeitest?

Ich war 14 Jahre in einem kleinen Architektur- und Innenarchitekturbüro angestellt und bin seit 1,5 Jahren selbstständig. Ich arbeite fast nur für private Bauherren und begleite diese im Idealfall von der ersten Idee bis zum Einzug. Für meine Bauherren plane ich primär im Bestand, erkenne das Potential eines Hauses, öffne und verbinde Räume, bringe mehr Tageslicht rein, schaffe Platz (ggf. durch Anbauten) und setzte immer individuell die Wünsche und Ansprüche meiner Bauherren um.

2. Wann und wie beginnt dein Arbeitstag?

Ich habe zwei Kinder, 6 und 8 Jahre alt. Wenn beide aus dem Haus sind, beginnt mein Arbeitstag, also gegen 8.00 Uhr.

3. Was sind typische Aufgaben in deinem Berufsalltag? Womit verbringst du die meiste Zeit?

Tatsächlich ist jeder Tag anders. Mit jedem Projekt kommen andere Aufgaben auf mich zu. Mal ist es vorwiegend Entwurf, mal ist es einen Bauantrag erstellen oder es sind Baukosten und Zeitpläne. Immer ist es auf jeden Fall die Kommunikation – mal mit den Bauherren, dann mit Handwerkern, Statiker, Bauämter usw.

Wenn man wie ich seinen Familienalltag und die gesamte Bauabwicklung unter einen Hut bringen muss, kommt natürlich neben der Kommunikation auch immer die Organisation dazu. Ohne einer guten Organisation läuft nichts!

4. Welche Aufgaben erledigst du am liebsten? Warum?

Am liebsten ist mir natürlich der Entwurf. Hier kann ich auf meinen gesamten Erfahrungsschatz zurückgreifen, meine Idee umsetzten und Qualität in Wohnräume bringen. Aber sehr spannend und aufregend ist auch immer die Entwurfspräsentation. Die eigenen Ideen und Vorstellungen vorzustellen, zu „verkaufen“ sowie die eigene Begeisterung und Leidenschaft zu zeigen. Wenn man dann das Vertrauen der Bauherren gewinnen und sie überzeugen kann, ist das GRADIOS ?

5. Welche Aufgaben erledigst du nicht so gern? Warum? Und wie motivierst du dich dazu, sie zu erledigen?

Kostenkalkulation finde ich müßig! Leider, denn es ist doch ein sehr wichtiger Aspekt in meiner Arbeit. Nur wenn eine Kostenschätzung ordentlich und präzise aufgestellt ist sowie realisierbar ist und wird, sind meine Bauherren zufrieden. Da langt am Ende nicht der Wahnsinns-Entwurf und die beste Idee, wenn die Kosten am Ende nicht zu stemmen sind oder während dem Bauen explodieren!

6. Was stresst dich?

Unverlässliche Menschen in meinem Umfeld kommen leider immer mal vor. Handwerker die Termine nicht halten, Sachbearbeiter auf den Bauämtern die ihre Sichtweisen ändern – und ganz selten Bauherren, die oft ihre Meinung ändern (dies kommt zum Glück wirklich ganz selten vor).

7. Wann beendest du normalerweise deinen Arbeitstag?

Zweimal in der Woche arbeite ich lang, d.h. bis ca. 17:30 Uhr, an den anderen drei Tagen bin ich am Nachmittag für die Kinder da und deshalb endet da mein Arbeitstag um 14:30 Uhr. Ab und an arbeite ich aber am Abend von 20 – 22 Uhr nochmal ganz in Ruhe (in wenigen Ausnahmen auch länger ?).

8. Aus welchen Gründen hast du Architektur studiert?

Meine Mutter war Elektrotechnische Zeichnerin und mich hat das Zeichnen am Reißbrett schon immer fasziniert. Die Kombination, mit der Vorstellung tolle Häuser entwerfen und umsetzten zu können, hatte mich am Architekturstudium interessiert.

9. Beschreibe uns kurz deinen beruflichen Werdegang bis heute. 

Ich habe nach meinem Abitur 6 Jahre Architektur an der FH Darmstadt studiert und 2002 den Abschluss Dipl.-Ing. (FH) Architektur gemacht. Ich hatte das Glück, dass ich während meines einsemestrigen Praktikums nach dem Vordiplom in einem tollen kleinen Architekturbüro auch weiterhin als studentische Mitarbeiterin arbeiten konnte. So hatte ich Einblicke in die Praxis – hauptsächlich im Wohnungsbau – und konnte wichtige Erfahrungen sammeln, die ein Studium allein nicht bietet.

Schon damals hatte ich den Wunsch, auch später in einem kleinen Büro zu arbeiten und selbstständig Projekte von A bis Z zu bearbeiten. Und so kam es dann auch, dass ich 2003 in ein Zwei-Mann-Büro (mein Chef und ich) kam und wir schwerpunktmäßig im privaten Wohnungsbau arbeiteten, aber auch immer wieder mit Projekten aus der Gastronomie und dem kirchlichen Bereich beauftragt wurden. Da mein Chef Schreiner, Architekt und Innenarchitekt war, wurde immer jeder Raum in seiner Gesamtheit betrachtet. Wie wird er möbliert, belichtet und welche Materialien werden eingesetzt?

Außerdem standen immer die Bauherren im Mittelpunkt – für ihn musste die optimale Lösung gefunden werden, ohne dass die Wohnqualität leiden durfte. Ich durfte ganze 14 Jahre mit meinem Chef arbeiten, zuerst in Vollzeit und nach der Geburt meiner Kinder (jeweils mit einjähriger Pause) in Teilzeit.

Mittlerweile ist mein Chef über 70 und hat sein Büro „einschlafen“ lassen. Ich habe die Gelegenheit genutzt und mich vor 1,5 Jahres selbstständig gemacht. Ich genieße es, eine mehr oder minder freie Zeiteinteilung zu haben. Wenn man Kinder hat – und mittlerweile sind sie 6 und 8 Jahre alt – ist es ein riesiger Vorteil flexibel zu sein. Es bedarf aber auch einer Menge Disziplin von Zuhause aus zu arbeiten und sich dabei nicht vom Haushalt ablenken zu lassen. Man muss lernen die Zeiteinteilung der Projekte gut im Griff zu haben, sonst kommt man um die Nachtschichten nicht drumherum. Als Einzelunternehmerin selbstständig und erfolgreich zu sein, schafft man nur mit einem guten Netzwerk, viel Leidenschaft zum Beruf, zur eigenen Berufung und einer klaren Positionierung. 

Und natürlich trägt man nicht nur die gesamte Verantwortung (und auch Haftung) für seine Projekte, man trägt auch die Verantwortung für sein „Unternehmen“. Muss also mit Buchhaltung, Steuern, Versicherung, Krankenkasse usw. umgehen können und auch hierfür ausreichend Zeiten einkalkulieren.

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Ein Vorher-Nachher Foto vom Zimmer des Kleinen. Der alte Dielenboden lag lange Jahre gut geschützt unter dem Linoleum und freute sich jetzt, dass wir ihn endlich wieder freigelegt, abgeschliffen und geölt haben. Neben neuem Lehmputz, Heizung und Elektro, gab es auch noch eine neue Tür. Bei dieser mussten wir den Türsturz erhöhen, denn der Kleine wird später sicher nicht bequem durch eine 1.80m hohe Tür passen. Die linke Tür führt zum Zimmer der Großen und hat nur einen frischen Tafellackanstrich bekommen. #nrarchitektin #architektur #architektin #architekturbüro #denkmal #fachwerkhaus #hausbau #wohnen #hausideen #hausinspiration #altvsneu #sanieren #vorhernachher #unserhaus #traumhaus #eigenheim #umbauen #bauenimbestand #umbauenundrenovieren #umbauenmachtspass #hausumbau #eigenleistung #unsertraumvomeigenheim #bauherr #bauleitung #entwurf

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10. Was rätst du Studierenden, wenn sie deinen Karriereweg einschlagen möchten?

Möglichst zügig in die Praxis gehen und während dem Studium in Architekturbüros arbeiten. Den Mensch als Mittelpunkt unseres Planens wahrnehmen und begreifen, dass der Wohnraum, den wir erschaffen, für unseren Bauherren maßgeschneidert werden muss.

Vielen Dank Natalie, dass du dir die Zeit für meinen Fragebogen genommen hast!

Hast du weitere Fragen an Natalie? Schrieb sie unten in die Kommentare!

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